Vorsicht – Scheinfundament

Ein Hindu war überzeugt, dass ihm sein Glaube verbot, auch nur das kleinste Tier zu töten. Der Missionar ließ ihn durch das Mikroskop schauen und da sah er: das Trinkwasser wimmelte von kleinsten Tierchen. Wütend zerstörte er das Mikroskop. Nun war sein Glaube gerettet.

Tatsächlich?

Leider verhalten sich gläubige Christen einer bestimmten Prägung nicht viel anders. Sie verfallen in eine panische Angst, dass der Glaube hilflos in sich zusammenfallen würde, wenn bestimmte Fakten präsentiert würden. Angst vor Fakten, Verdrängung und Leugnung ist daher das eigentliche Fundament ihres Glaubens.

Im Bereich der Religion werden diese Verhaltensweisen nicht nur mit bestem Gewissen betrieben, sondern man erwartet allen Ernstes dafür noch Anerkennung von Gott.

Das ist sehr merkwürdig. Es scheint jedes Mittel recht, wenn es darum geht, „den Glauben“ zu verteidigen…

Besonders, wenn man jeden in der frommen Gruppe so handeln sieht. Besonders wenn man es dort schon immer so gemacht hat. Weil in der Gruppe niemand mehr wagt, der vorgeschriebenen Sichtweise mit Fragen auf den Zahn zu fühlen ist Lügen und Verdrängen ein fester Bestandteil des Bekenntnisses geworden. Ein bekannter Effekt: je mehr Menschen etwas behaupten, was nicht stimmt, desto überzeugender scheint es zu sein. In der Gruppe kann sich jede(r) hinter der Gruppenmeinung verstecken. Wer sich nicht anpasst, wer dazu nicht schweigt, wird ignoriert, gemieden oder ausgegrenzt. Lehrt uns nicht das üble Beispiel zahlreicher Sekten, wie unbarmherzig und unglaubwürdig solche Gruppenzwänge sind?

Und Gott, der sich selbst als „den Wahrhaftigen“ bezeichnet (1.Joh 5,20), soll es nun gefallen, wenn man „in seinem Interesse“ die Fakten frisiert? Wenn man sich die Ohren zuhält, wenn bessere Argumente kommen? Was soll das für ein „Zeugnis“ sein?

In allen anderen Lebensbereichen gelten diese Verhaltensweisen als Zeichen für Charakterschwäche, Rückgratlosigkeit und Korruption. Hat der christliche Glaube wirklich kein besseres Fundament?

Etliche bibeltreue Hochschulen bieten wirklich wenig Besseres.

Doch die Frage steht im Raum: Hat Gott den Glauben wirklich so komisch gemacht, dass man charakterlos handeln muss, um ihn zu verteidigen? Oder liegt hier nicht vielmehr ein Missverständnis des Glaubens vor? Wird hier nicht vielmehr eine Auffassung vom Charakter Gottes kultiviert, die seinem Anspruch von Liebe und Wahrhaftigkeit gar nicht gerecht wird?

Wird der Glaube, der zu seiner Festigung der frommen Lüge bedarf, tatsächlich stabiler? Oder zerstört er sich allmählich selbst, weil er aus Gott eine Person macht, die Lüge und Wahrheit vermischt, die selber eigentlich charakterlos und unglaubwürdig ist?

Typische Verhaltensweisen der Faktenfriseure findest du hier („Miese Tricks“) oder unter der Menü-Überschrift „Der Griff ins Klo“. Hand aufs Herz: Lohnt es sich wirklich für dich, auch so fragwürdig zu werden?

Kann eine Ausbildung an bibeltreuen Hochschulen lohnen, die mit Arbeit auf „wissenschaftlichem Niveau“ werben und grundsätzlich einen großen Teil von Fakten unterschlagen, Fakten, die sehr leicht zu überprüfen sind?

Was am meisten erstaunt, dass so wenig Nähe zu Gott, so wenig Erfahrungen mit Gottes Kraft vorhanden ist, dass sich das Vertrauen darauf nicht gründen lässt, sondern dass das Vertrauen zusätzlich fragwürdiger manipulativer Machenschaften bedarf. Willst du dein Vertrauen stärken, dann nicht auf fleischliche Weise mit billiger Selbstsuggestion und Selbstbetrug, sondern nur auf Gottes Weise!

Hatte Jesus vor irgendeiner Frage Angst?

So steht am Ende die Frage im Raum: wieviel Vertrauen ist tatsächlich da, und wieviel davon ist nur eingebildet oder vorgespielt?

Was aber sagt die Schrift:

Ihr sollt erfahren, mit welcher unermesslich großer Kraft Gott in uns, den Glaubenden, wirkt.“ (Eph 1,19)

Denn euer Glaube sollte sich nicht auf menschliche Weisheit gründen, sondern auf Gottes rettende Kraft.“ (1.Kor 2,5)

Wage es, dich als einzelner dem frommen Mainstream entgegenzustellen. Mache deinen Glauben niemals von dem Erwartungsdruck anderer abhängig! Verteidige dein Recht, alles mit dem Maßstab Jesu zu prüfen (1.Thes 5,21) und angemessene Fragen zu stellen. Verabscheue die Lüge in jeder Gestalt!

Verlogene Argumente, Denkverbote, fragwürdige Manipulationen hat der christliche Glaube nicht nötig. Auch wenn du Pastoren und Gemeindeleiter so handeln siehst, lass es dir als abschreckendes Beispiel dienen: so sieht kurzsichtige  allzumenschliche Weisheit aus.

Sie ist ebenso ein spirituelles Eigentor wie  materialistische „liberale“ Theologie.

Geistliche Disziplin  bietet einen gewissen Schutz vor Illusionen dieser Art..

 

 

Artikel aktualisiert am 11.01.2022

2 thoughts on “Vorsicht – Scheinfundament”

  1. Die Gemeinschaft, der ich von 1980 bis 2000 angehörte, war lehrmäßig eine Abspaltung von der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Die meisten in Deutschland stammten aus dieser Gemeinschaft, aber es waren auch beispielsweise – wie ich – ehemalige Katholiken darunter. Die Lehren der adventistischen Prophetin Ellen G. White galten als gleichwertig neben der Bibel (obwohl das bestritten wird, danach wären deren Schriften nur eine Lupe zur Bibel).
    Das Internet vermittelt heute Vergleichsmöglichkeiten, die damals zeitgleich nicht zur Verfügung standen. Man hätte Bibliotheken durcharbeiten müssen. Die Gemeinschaft setzte der vegetarischen Ernährungslehre von E.G. White eine vegane Ernährungslehre darauf, mit der Frau White womöglich nicht einverstanden wäre. Ich verschließe mich dem Blick auf die negativen Auswirkungen unserer industriellen Landwirtschaft (u.a. qualvolle Tierhaltung) keineswegs und überlege mir zumindest, mich wieder mehr vegetarisch zu ernähren, doch sehe ich deutlich, dass die Bibel in der Ernährungsweise keinen Ersatz für das Evangelium sieht; dieses allein wird bewirken, dass alle menschlichen Irrwege – auch und gerade die religiösen bzw. theologischen – ein Ende finden und Jesus Christus wieder kommen kann.
    Die Doktrin, Erlösung im Ausleben bestimmter Verhaltensweisen zu finden und dieses an die Stelle des Wirkens des Geistes Gottes zu setzen, der unsere Herzen im Sinne der Verheißung aus Hes. 11,19 verändern soll, durchwirkt nach wie vor die Christenheit. Gut erkennbar im Buch „Die Pharisäerfalle“ von Tom Hovestol. Ich habe gleichzeitig „Wahre Jüngerschaft“ von William MacDonald gelesen; dieses las ich jedoch mit der Lupe des erstgenannten Buches. Ich finde, dass das eine genauso wahr ist wie das andere. Man muss jedoch die richtige Brille beim Lesen aufsetzen. Das wird oft nicht getan. Wir müssen frei werden von Fanatismus, Schwärmerei, Eigennutz, Ichverliebtheit usw. – was wir nicht tun können, dieses müssen wir dem Heiligen Geist von ganzem Herzen überlassen. Oh, dass unsere Herzen doch so weit werden wie das unseres großen Gottes !

  2. Hi, ich lese schon den 2. Artikel auf deiner Seite und bin echt dankbar dafür. In mir gibt es angestaute Wut und Aggressionen, von denen ich nicht wusste, wie ich sie ausdrücken kann und nun finde ich auf deiner Seite die passenden Worte. Das ist höchst erfreulich. Ob sich dahinter ähnliche Erfahrungen verbergen, ist spekulativ. Ich fühle mich verstanden und das tut mir gut. Dankeschön! Leider fehlt mir bei manchen Sätzen eine Ausholung, wie das gemeint ist, sodass ein Laie (unstudierter) das verstehen könnte. So muss ich doch allein durch einen Satz eine längere Session machen im Nachschlagen der Bedeutung.

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