„Mutwillige Sünde“ – eine unklare Erklärung

Der Begriff der „mutwilligen Sünde“ (Hebr 10,26) soll zur Erklärung der „unvergebbaren Sünde“ dienen. Es heißt dort:

Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt hinfort kein Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten auf das Gericht und ein wütendes Feuer, das die Widersacher verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz des Mose missachtet, muss er sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin.  Eine wie viel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht?  Denn wir kennen den, der gesagt hat (5. Mose 32,35-36): »Die Rache ist mein, ich will vergelten«, und wiederum: »Der Herr wird sein Volk richten.« Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“

„Wider besseres Wissen sündigen“ kann ja wohl mit „mutwilliger Sünde“ nicht gemeint sein. Jeder Mensch hat schon gesündigt, obwohl er wusste, dass es falsch war. Was ist dann gemeint?

Ist es eine besonders schwere Sünde? Die Bibel sagt anderes. „Kommt her, wir wollen sehen, wer im Recht ist!“,  spricht Jahwe. „Selbst wenn eure Sünden rot sind wie das Blut,  werden sie doch weiß wie Schnee werden; und wenn sie rot wie Purpur sein sollten,  so sollen sie dennoch wie weiße Wolle werden“ (Jes 1,18) Die Gnade Gottes ist überaus mächtig, sie überfordert nicht selten den menschlichen Gerechtigkeitssinn, denn sie hat sogar die Kraft, den heimtückischen Mord eines Gläubigen, ja Massenmord zu vergeben. (2.Chr 33,13) „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden…“ (Rö 5,20) Was ist „mutwillige Sünde“ dann? 

Ist es die Entscheidung, ohne den Glauben zu leben, nicht mehr an Gott zu denken? Auch dieser Gedanke ist sehr problematisch. Die gläubige Frau, die sich von ihrem Mann hat scheiden lassen, soll nach Aussage des Paulus keine andere Ehe eingehen, sondern sich wieder mit ihrem Mann versöhnen. (1.Kor 7,11) Die Ehe ist ein Bild auf die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde. (Eph 5,32) Wieso sollen schwache Menschen verpflichtet sein, eine Scheidung wieder rückgängig zu machen, wenn Gott selbst nicht bereit ist, einem Gläubigen, der ihn verlassen und eine Zeit lang ohne ihn gelebt hat, wieder anzunehmen? Wieso sollen sie etwas leisten, wozu Gott selbst nicht bereit ist? Der Zweifel an dieser Bereitschaft passt mit Gottes Eigenschaft „vollkommener Liebe“ (Kol 3,14) nicht zusammen. Die Bibel geht davon aus, dass die Bereitschaft des Gläubigen zu vergeben sich an der viel größeren Vergebungsbereitschaft Gottes orientieren soll. (Eph 4,32) Auch die Propheten des Alten Testamentes verkündigen immer wieder neu die Wiederherstellung des Volkes, selbst dann, wenn die Reue noch in der Zukunft liegt. (Jer 31,20 / Hos 2, 16 ff) Sagt nicht das Gleichnis vom verlorenen Sohn genau das? (Luk 15,11 ff)

Da bliebe noch die Interpretation „einer Sünde zuviel“ übrig, die aber am wenigsten taugt. Denn wenn der Gläubige sich „vor einer Sünde zuviel“ in Acht nehmen müsste, gäbe es überhaupt keine Heilsgewissheit. Da auch „klein“ erscheinende Sünden manchmal äußerst streng bestraft werden (2.Sam 6,7 / Apg 5,4-5), wäre der Gläubige gezwungen, ängstlich jede Sünde zu vermeiden, um nicht verdammt zu werden – der Sünde  der Werkgerechtigkeit und Selbsterlösung wäre damit Tür und Tor geöffnet und die Beziehung zu Gott erst recht zerstört. „Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt“ (Gal 5,4)   

Es bleibt also eigentlich nur die Deutung der „mutwilligen Sünde“ als Entscheidung für ein Leben der Feindschaft gegen Christus, also für für ein bewusst antichristliches Leben übrig. Aber auch dieses Verständnis kann wieder in den Irrgarten der beschriebenen Definitionen zurückführen – gerade bei ängstlichen Christen, denen von Jugend an eingetrichtert wurde, dass Film, Tanz, Musik, Internet ausnahmslos „Freundschaft mit der Welt“ sei und damit automatisch „Feindschaft gegen Gott.“ (Jak 4,4)

Ein konstruktives Nachdenken über „mutwillige Sünde“, die Gottes „Geduldsfaden“ zu überstrapazieren droht, kann daher nur auf der Grundlage einer erneuerten Ethik auf der Grundlage der Qualitätsstandards Jesu (Mt 23,23) stattfinden, die sorgfältig Distanz zu gesetzlicher Enge („Mückenseihen“ Mt 23,24) beachtet. Es muss eine konstruktive überzeugende Antwort auf die Kritik Luthers am Hebräerbrief geben. Unsere Antwort ist das Recht des Gläubigen, den Rang aller biblischen Aussagen mit einem einfachen Verfahren, nämlich durch Bewertung mit Hilfe der „wichtigsten Gebote“ in Mt 23,23 zu bestimmen.

Artikel aktualisiert am 19.01.2021

11 thoughts on “„Mutwillige Sünde“ – eine unklare Erklärung”

  1. 04.01.2023
    Lieber Bruder Benignus, es tut mir Leid, dass ich Ihre so wundervolle Antwort auf mein letztes wieder viel zu langes Schreiben beinahe 2 Jahre später gefunden habe. Herzlichen Dank dafür.
    Meistens ist so; habe ich wieder einmal einen Bandwurm geschrieben, schäme ich mich nachher so sehr, dass ich mich lange nicht traue, wieder in diese so hilfreiche Seite zu schauen. Was sehr schade ist.

    Heute schreibe ich lieber nichts mehr; es geht mir wieder schlechter. Ich habe hier genug Negatives geschrieben und war in besseren Zeiten doch so bemüht, Heiterkeit zu verbreiten, Traurige aufzuheitern und Geschmähte zu verteidigen. (Letzteres musste ich oft tun, besonders bei div. Feiern, wenn alle zum eigenen jämmerlichen Spaß auf einem Schwächeren herumhackten.) Jedenfalls, solange ich im Dienst war. Nachher wurde ich einsam, weil die meisten der besten Freunde ein kurzes Leben hatten. – Ich mag niemandem traurige u. beklemmende Gedanken verursachen. – Deshalb für heute nochmals ein großes Dankeschön!
    Liebe Grüße v. Frau M.

  2. Mich hat mal jemand Schlaueres als ich auf die Frage gebracht, ob „Sünde“ rein moralisch oder als Zustandsbeschreibung zu verstehen ist…
    Im griechischen Urtext lautet der Begriff, den Luther mit „Sünde“ übersetzt hat, wohl zumeist „hamartia“.
    Und „hamartia“ kann man wohl präziser mit „Zielverfehlung“ übersetzen…
    Ich tendiere momentan dazu, mich der Ansicht anzuschließen, wonach Sünde als Zustand menschlicher Trennung von Gott zu bezeichnen ist…
    „Sünde“ kommt vom altdeutschen Wort „Sund“, welches einen Abgrund darstellt.
    Dies würde zum Zustand einer Gottesferne passen.

    Wenn man Sünde aber rein moralisch definiert und damit auf einzelne menschliche Taten herunterbricht, findet man in der Tat nie Frieden…
    Jesus fordert im Joh. Evangelium zwei Menschen auf, die er zuvor von ihren Krankheiten heilte, fortan nicht mehr zu sündigen… ist er hier im Stile eines reinen Moralapostels unterwegs, der nicht weiß, dass niemand außer ihm selbst fähig war, das mosaische Gesetz zu halten ?
    Ich denke nicht, auch wenn diese Bibelstellen von „besonders Frommen“ gerne für ihre Art von Werkgerechtigkeit herhalten müssen…

    Ersetzt man nun „mutwillige Sünde“ durch „menschengewollte Gottesferne“, macht Hebr. 10,26 Sinn, ohne dass man an seiner Heilsgewissheit (ver)zweifeln muss.

    Ohne äußere Anregung kommt man aber wohl eher schwerlich zu diesem Ergebnis.

  3. Auch mir geht das mit der mutwilligen Sünde nicht so ohne weiteres aus dem Kopf. Was ist denn diese mutwillige Sünde überhaupt? Über die zwei Jahre, in der ich in einer Gemeinde war, habe ich nicht wirklich etwas überwunden. Die natürliche Reaktion ist übergroße Angst. In jedem Gottesdienst, in jeder Predigt könnte man ja überführt werden. Was auch stimmt, doch ist der Allmächtige wirklich wie einer der großen Diktatoren? Manchmal scheint mir ist er noch schlimmer. Ich hatte keine andere Wahl als mir Heidnische Schriften vorzunehmen und die Argumente mal durch zu lesen. Die Fragestellung war bei mir neben der übergroßen Verdammnisangst „Was hält denn eigentlich einen Menschen von Gott fern“ und nach dem Jahr Studium jetzt kann ich zumindest erkennen, dass Heiden sich nicht bekehren wollen grade weil das Verständnis der Heiligen Schrift fehlt. Man liest nicht selbst, sondern lässt lesen. Bei jedem Prediger ist mir aufgefallen, dass meistens persönliche Erfahrungen, Moralvorstellungen und blinder Gehorsam gegenüber dem Buchstaben vorherrscht, wenn nicht selbst auch Angst mit im Spiel ist. So halte ich die Argumentation von Heiden für gerechtfertigt, weil diese solche Sünden wie sie im mosaischen Gesetz bestraft gehören von Natur aus gar nicht machen. Das Problem muss also ein anderes sein, warum Heiden in die Hölle fahren, der Grund ist die Sündennatur. Jedenfalls war es für mich eine Entlastung von der Angst, denn ich hatte eigentlich vor komplett in den Hass zu gehen. Weil die Angst geradewegs ein dunkler Weg ist.
    Das Problem ist der Glaube an den Herrn Jesus, weil sich genau da die Geister scheiden. Die Heilige Schrift wird nicht umsonst das Buch vom Herrn Jesus Christus genannt. Das heißt wenn man ständig mit den sündigen Dingen zu kämpfen hat und trotzdem umfällt, kann das keine mutwillige Sünde sein. Bei mir war es so, dass immer wenn vom Gericht für die Sünden gepredigt wurde, wuchs das Problem so, dass alles, was ich zu Beginn hatte im Glauben dagegen zu tun, in sich zusammen sackte und dann im dreifachen Maße zurück kam. So wollte ich schon ganz viele Male aufgeben. Suizidgedanken waren ja bisher normal bei mir, doch in diesem Maße hatte ich die noch nie. Erst als ich den Gedankengängen gedroht habe, es wirklich zu tun um die Höllenqual ab zu mindern, gaben die Gedanken Ruhe, zumindest für eine Zeit. Die Dämonen, die gefallenen, reden die ganze Zeit. Immer Gedanken: „Du bist nicht dabei, du kannst glauben wie du willst.“ Oder, „Dich wird er, wenn er kommt, nicht mitnehmen.“ Zu Beginn habe ich noch nachgegeben und mich kleinlaut gefügt. Zum Glück gibt es das Alte Testament, nicht nur das neue lesen. Amos 5:15 Hasset das Böse und liebet das Gute; bestellt das Recht im Tor, so wird der HERR, der Gott Zebaoth, den übrigen in Joseph gnädig sein. Diese Gedanken sind böse, also darf ich sie hassen. Denn sie vernichten die Hoffnung. Selbst dazu war ich schon nicht mehr in der Lage, denn alles fühlte sich wie Übergroß an. Deshalb darf man das Böse auch hassen und das Gute lieben, alles andere ist von Luzifer und seinesgleichen eingegeben. Die Humanisten wollen diese Regung aber ersticken mit ihrem Globalen Weltfrieden, der ja bald kommen soll. Doch jedes Mal wenn sie vom Frieden reden, meinen sie in Wirklichkeit Versklavung. Es hilft also nicht diesemn äußeren Weltfrieden zu dienen. Denn er ist nicht der, den Gott uns gibt. Das Böse muss das Böse bleiben, leider leben wir in dieser Endzeit in der Wertumkehr. Das Böse soll ja auf einmal das Gute sein. Was mir trotz Drohung Mut gab, ist das Sendschreiben an Laodizea in der Offenbarung 3:14. Diese habe ich absichtlich auf mich bezogen, weil das die letzte Gemeinde sein soll. Was ist damit gemeint, dass man lau ist? Etwa das Mischen von Religion des Wohlfühlchristentums mit dem Evangelium? Was geht denn so in den Gemeinden so ab heute? Wie sieht es denn aus? Ich persönlich habe jetzt kein Unterschied gesehen von Freier Gemeinde und Katholischer Kirche. Nur dass der freie eben direkt mit der Hölle umgeht, der andere diese Wahrheit für seine Interessen benutzt. Schwierig ist es. Aber mir hat sich das eben so präsentiert, dass sich sehr viel gleicht. Die Katholische Kirche hat die Formelsammlung im Katholizismus niedergeschrieben, der andere überliefert halt mündlich.

  4. Sehr geehrter Bruder Benignus,
    gerade vorhin habe ich einer Moderatorin auf YouTube zugehört. Sie erklärt uns die 7 Plagen ganz ausführlich – ich habe es nicht ausgehalten. Die Pandemie dürfte der „sanfte“ Beginn sein; Pest oder Ebola wären wohl schlimmer.
    Am Schluss sagt die Frau eindringlich – und nicht nur sie, auch die anderen Bibel-Experten auf YouTube – dass, wer sich vor Krankheit und Tod fürchtet, hat Gott und die Bibel nicht verstanden.
    Darunter schreiben strenggläubige Christen x-mal „Amen Bruder“, „Amen Schwester“ … „ich hasse die Welt, ich will nachhause!“ – Ich will mich keinesfalls über etwas, das mit Gott zu tun hat, lustig machen. Ich habe es sehr wohl verstanden aber fürchte mich trotzdem.

    Bin mir also ziemlich sicher, dass ich in den „Feuersee“ geworfen werde, weil trotz meines festen Glaubens an Gott, an den Opfertod und die Auferstehung Jesu, hänge ich am Leben. Gerade jetzt, wo ich mein bisschen Kraft seit vier Jahren mehr und mehr verliere. Der Gedanke, vielleicht ein Pflegefall zu werden und mich von fremden Menschen füttern und wickeln zu lassen, verursacht mir Übelkeit. Oder, abgesehen davon, die Aussicht, nicht mehr die Vögel (so noch vorhanden) im Frühling singen zu hören, die gewohnten Wege nicht mehr gehen zu können, macht mich zutiefst traurig. Zwar weiß man schon als Kind, dass das Leben begrenzt ist und viele Kinder sterben, bevor sie das Leben kennengelernt haben. Vielleicht bleibt ihnen dadurch vieles erspart.. — „Ein echter Christ muss die Welt hassen“ – die Welt, die Gott so schön erschaffen hat und die wir – lange Zeit, ohne es zu wissen – ziemlich kaputt gemacht und vergiftet haben und uns selbst dazu. Die Schöpfung an sich kann nicht gemeint sein – ich denke, mit der „Welt“ ist unser Tohuwabohu gemeint, die Ruhelosigkeit, wenn viele immer höher hinaus wollen, oft auf Kosten von anderen. Die Technik entwickelt sich so rasant, dass die Älteren gar nicht mitkommen aber die „gehören sowieso weg“. Leider.
    Dass Satan regiert, von dem ich hier jedenfalls in den Überschriften der zahlreichen Themen noch nie etwas gelesen habe, ist offensichtlich. Sogar manche Priester glauben nicht an Satan – ist mir unverständlich. Ich bin 69, habe also ca. Mitte der 60er die Umwälzung der Moral beinahe über Nacht miterlebt. – Mit der „Welt“ mag weiters gemeint sein, was man jetzt überall sieht oder selbst praktiziert, Vergnügen und Unterhaltung an erster Stelle; grauenhafte Filme und TV-Serien, in denen wirklich alles gezeigt wird (mich wundert, dass das nicht längst ausgereizt ist). In der Werbung für eine Küche wurde sogar ein junges Paar beim Sex gesehen, die Frau saß auf einer Arbeitsplatte, Mahlzeit. – Blutige Thriller in Mengen. Grausige Computerspiele. Die Kinder meiner Generation spielten mit Puppen und Plüschtieren … schon die „Dinos“ ca. in den 80ern fand ich abscheulich. Heutzutage sind Zombies, Totenschädel und satanische Symbole hoch beliebt, schon bei Kindern. Sachen, die an den Tod erinnern, sind für die Jungen cool – ich glaube, solange ihnen nichts wehtut. – Was die Mode betrifft, die natürlich auch „hochwichtig“ ist: Frauen tragen Abendkleider, bei deren Anblick man sich fremdschämen muss, weil sie gar so freizügig sind. Im Sommer sieht man auf der Straße hochschwangere Frauen, die bauchfrei gehen, was wirklich unästhetisch aussieht. Und so weiter.
    Diese tapferen Christen, die geradezu frohgemut und lächelnd über die sieben Plagen reden, sind entweder besonders gesegnet oder weitgehend gesund. Ich habe mehrere chronische Leiden, kam schon krank zur Welt, also Schmerzen ein Leben lang – mir verursacht die Offenbarung Panik. Wer erträgt frohgemut alle sieben Plagen – nun, sie werden wohl so lange dauern, dass kaum ein Mensch alle Sieben erleben wird. Etwas Ähnliches habe ich einmal unter ein Bibelvideo geschrieben. Die Antwort lautete: „Man sieht schon, du bist nicht im Buch des Lebens eingetragen, du hast nicht den Hl. Geist, du bist für die Verdammnis bestimmt.“ – Meine Großmutter war tiefgläubig, die Bibel gelesen hat sie, aber nicht oder nur als Kind wie ich selbst im Religionsunterricht. Aber es war eine Bibel für Schüler … die ganze wahre Bibel hätten wir nicht verkraftet; wir hätten nicht verstanden, dass unser liebender Schöpfer uns das antut. Ich will mir nicht vorstellen, dass meine Großmutter in der Hölle gelandet ist. – Ein siebengescheiter Christ behauptete sogar: „Wer sich die Bibel nicht von studierten Bibellesern und -verstehern erklären lässt, kann unmöglich an Jesu Opfertod und an seine Auferstehung glauben“. Wozu lernten wir schon in der Volksschule die Geschichte Jesu, von der Geburt bis zu seinem Opfertod und die Auferstehung. Wir waren unvoreingenommen und haben gern an Gott geglaubt. Wie haben sich die meisten von uns auf die Erstkommunion gefreut. Wochenlang haben wir uns darauf vorbereitet und konnten es nicht erwarten, den Allerhöchsten, Jesus, in unseren Herzen aufzunehmen. – Aber es ist wahr, den strengen strafenden Gott und auch die harten Worte von Jesus wurden uns damals noch erspart, was vielleicht ein Fehler war. — Ein Satz, der auch sehr an mir nagt, ist einer über die Ehe. Dass man nur einmal heiraten darf und die Ehe aufrecht bleiben muss, bis dass der Tod sie scheidet, wissen wir. Was ich aber nicht verstehe, ist jener Satz von Jesus „wer eine Verlassene heiratet, begeht Ehebruch“. Da wird eine Frau oder ein Mann vom Ehepartner / von der Ehepartnerin verlassen, weil sich etwas scheinbar Besseres gefunden hat. Der/die Verlassene ist vielleicht todunglücklich … und wird dazu verurteilt, bis zum Lebensende einsam zu bleiben? Auch die beste Freundschaft kann eine gute Partnerschaft nicht ersetzen. – Es könnte mir egal sein, ich war aus Gesundheitsgründen nicht ehetauglich, aber allein diese Härte kann ich bei allem Glauben nicht nachvollziehen.
    Bitte entschuldigen Sie diesen elendslangen Bericht. Freundliche Grüße von M.

    1. Liebe Schwester M.,

      Sie dürfen Angst haben. Jesus sagte: “Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Joh 16,33

      Der Satz: “wer sich vor Krankheit und Tod fürchtet, hat Gott und die Bibel nicht verstanden.” ist dumm. Wer meint, er hätte Gott und die Bibel verstanden, leidet an Größenwahn.

      Wieso ist die Tatsache, dass man am Leben hängt, ein Beweis, dass man “in den Feuersee” geworfen wird? Wenn ich auf solche Texte stoße, hüte ich mich zu diskutieren. Ich weiß, diese Leute sind unbelehrbar und selbstgerecht, und haben Freude daran, anderen schwere Lasten auf die Seele zu binden.

      Es mag so “Heilige” geben, dass sie es gar nicht erwarten können, ihr Leben zu beenden. Aber Gott hat uns das Leben geschenkt, jeder Vater und jede Mutter freut sich über einen kleinen Menschen, der zu leben beginnt. Und wir sind dankbar, wenn unser Partner und unsere Kinder nicht krank sind, sondern gesund. Bei schwerer Krankheit haben nicht nur die Betroffenen sondern auch die Angehörigen schwere Lasten zu schleppen. Wie dankbar können wir sein, wenn uns wenigstens teilweise noch Gesundheit geschenkt ist.

      Ja, im Alter wird es weniger. Umso wichtiger ist es, beide Perspektiven festzuhalten: zum einen sich dankbar zu freuen, über alles was noch möglich ist, zum anderen aber auch sich trösten zu lassen durch den wunderbaren Trost, den uns Jesus gegeben hat.
      Wir werden einen neuen Leib bekommen, eine neue Wohnung und auch das schlimmste Leid, das uns bedrückt hat, wird eines Tages vollständig vergessen sein, so wie niemand mehr an Wasser denkt, das im Sand versickert ist. “Dein Leiden wirst du vergessen, wie versickertes Wasser wird es dir vorkommen, wenn du daran denkst. Dein Leben wird heller werden als der Mittag und selbst deine dunklen Tage werden wie der strahlende Morgen sein. Du wirst Mut fassen, weil du Hoffnung hast. Du wirst Geborgenheit finden und dich unbesorgt zum Schlafen hinlegen.” (Hiob 11,16-17)

      Wir dürfen uns freuen auch an der Natur, an der Schöpfung, denn sie ist zu unserer Freude geschaffen. Lesen Sie bitte einmal Psalm 104, den großen Schöpfungspsalm. Durch das Staunen über die Schöpfung erfahren wir, wie groß unser Gott ist.

      Wer das Kunstwerk bewundert, der ehrt den Künstler. Wer so tut, als wäre das alles nichts, ist überheblich und hat keine Ahnung.

      Mit “Welt hassen” ist nicht “die Schöpfung hassen” gemeint, wie Sie ja auch selbst richtig geschrieben haben: “mit der “Welt” ist unser Tohuwabohu gemeint.” 1.Joh 2,16-17 sagt uns auf ähnliche Weise, was zur Welt gehört: “Was gehört nun zum Wesen dieser Welt? Selbstsüchtige Wünsche, die Gier nach allem, was einem ins Auge fällt, das Prahlen mit Wohlstand und Macht. All dies kommt nicht von Gott, unserem Vater, sondern gehört zur Welt. 17 Die Welt aber mit ihrer Unersättlichkeit wird vergehen.”

      Ja, die Zeiten werden immer schlimmer, wie es uns auch vorhergesagt ist.

      Auch unter den Menschen, die sich gläubig nennen, ist oft zu wenig oder gar keine Liebe. Die Liebe wird n vielen erkalten. Wie überheblich muss man sein, dass man sich auf den Thron Gottes setzt und meint, wissen zu können, ob ein Mensch verloren ist.

      Jesus ist die Barmherzigkeit wichtig, und die Gerechtigkeit und die Verlässlichkeit (Matth 23,23).
      Wir müssen auf deshalb auf das richtige Verhältnis von Gnade und Strenge achten. Wir, die wir uns an Gott halten wollen, dürfen uns an den Zusagen Gottes festhalten, denn sie haben ein vielfaches Gewicht aller mahnenden Worte: “Denn sein Zorn währet nur einen Augenblick und lebenslang seine Gnade.” (Psalm 30,6) Die Gnade ist wie ein stärkendes Essen, und der Zorn darf nur wie ein Prise Salz darin sein. Leider haben verbohrte Theologen in ihrem Wahn uns das Essen gründlich versalzen.
      Es ist ungenießbar geworden und wir dürfen diesen Fraß getrost ins Klo kippen.

      Auch bei harten Jesus Worten sollten wir bedenken:
      Die Jünger haben stichwortartig einiges von dem, was ihnen in Erinnerung geblieben war, aufgeschrieben – ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Joh 21,25) Jeder Jünger hat deshalb das Recht, Bibelworte mit dem Maßstab Jesu, der Barmherzigkeit (Matth 23,23) nachzubessern, so wie es der Prophet Maleachi mit dem mosaischen Scheidungsrecht getan hat (Mal 2,10 ff). Selbstverständlich darf jemand, der verlassen wurde, noch einmal heiraten. Alles andere wäre höchst unfair und Jesus ist nicht unfair. Auch wenn es einige Buchstabenknechte gibt, die gerne anderen das Leben mit der Bibel schwer machen.

      So gilt Ihnen dasselbe frohmachende Wort wie allen anderen, die Freunde Jesu sein wollen: “Freut euch allezeit” (Phil 4,4) “Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm!” (V.6)

      Alles Liebe

      Bruder Benignus

      1. Lieber Bruder Benignus,
        Super Antwort!
        Bin noch neu hier …aber was ich bisher gelesenen habe hat mir gefallen.
        Anmerkung:
        Einige Sätze sind für mich manchmal schwer verständlich…
        und muß sie mehrmals lesen, bis der Inhalt bei mir angekommen ist.
        Liegt aber wohl an mir. (…aber es gibt ja die Möglichkeit ein Wort zu markieren und man findet im Netz immer die passende Erklärung)

        Macht weiter so …

        Liebe Grüße
        Paul

      2. Lieber Bruder Benignus,

        erst heute habe ich Ihre ausführliche Antwort gefunden. Herzlichen Dank dafür.

        Meine Ängste werden mir wohl bleiben; es ist so schwer, vom Leben Abschied zu nehmen, erst recht, wenn man sich vor den Bibelworten nach wie vor fürchtet. Immer wieder versuche ich, das Hörbuch mit der Schlachter-Bibel anzuhören … wiederholt musste ich abbrechen, weil mich die Angst dann wieder überwältigt. Der Sprecher spricht eigentlich nicht sondern er schreit und schimpft, sodass man sich wie der schlimmste Verbrecher vorkommt. – Wenn die Moslems ihren Koran auswendig lernen müssen, was für eine schlechte Christin bin ich, wenn ich es nicht einmal schaffe, unsere christliche Bibel im Kontext zu lesen und auch zu verkraften? – Es gibt ja unzählige Fragen, die man niemandem stellen kann.
        Z.B. eine ganz dämliche Frage: In der ganzen Bibel gibt es jede Menge Tiere, es ist die Rede vom Vieh (das war ja wichtig in der Zeit, als die Menschen noch sehr einfach und natürlich gelebt haben), erwähnt werden (ich kann es jetzt nur durcheinander aufzählen) Schweine, Vögel, Löwen, Esel (ganz wichtig; Maria musste hochschwanger auf einem Esel die Reise zur Volkszählung nach Jerusalem antreten in Begleitung ihres Verlobten Josef und Jesus ist ebenfalls auf einer Eselin in Jerusalem eingeritten, bevor er gefangengenommen wurde und sein wirklich schrecklichstes Leiden begann). Desweiteren liest man von Hunden, Fröschen, Schlangen, sogar Insekten und Gewürm – aber kein einziges Mal wird eine Katze erwähnt! Sind Katzen teuflische Wesen? Ich glaube doch, dass ALLE Tiere von Gott erschaffen wurden!

        In irgend einem YT-Bibel-Channel wird erwähnt, dass Gott es auch verbietet, dass man sein Haustier zu sehr liebt. Nun ja, manche Haustierhalter vergöttern ihr Haustier und kaufen ihm jeden Blödsinn, den es vielleicht gar nicht braucht. Allerdings, mein schon vor 20 Jahren verstorbener Kater war mir ein besserer Freund als so mancher Mensch. Deshalb fällt es mir auch schwer zu akzeptieren, dass Tiere keine unsterbliche Seele haben sondern wenn sie tot sind, auch tot bleiben. Das ist schlimm für jemanden, der gerade ein geliebtes Haustier verloren hat wie es gestern einem guten Freund von mir passiert ist. Tierfreunde sagen, wenn ihr Liebling verstorben ist „er ist über die Regenbogenbrücke gegangen“. Aber das ist wohl esoterischer Unsinn – ich habe im Religionsunterricht gelernt, dass Tiere keine Chance auf ein Leben im Paradies haben. Sehr sehr schade, weil so manches Tier hat viel mehr Seele als so mancher Mensch. Aber das ist ein anderes Thema, bitte verzeihen Sie mir.

        Die Menge der Verbote und rigorosen Vorschriften ist eigentlich endlos.

        Es tut mir Leid, wenn ich hier so krasse Sachen schreibe, während diese Seite so sehr bemüht ist, uns die Ängste zu nehmen. Was ich schreibe, klingt sehr nach satanischer Beeinflussung, was nicht meine Absicht ist. – Und ich wiederhole, wenn ich Gott ganz und gar nicht verstehen kann, dann sage ich, Herr, ich kann Dich nicht verstehen und vieles finde ich sehr hart und schmerzvoll – aber wenn es so ist, muss ich es eben akzeptieren, auch wenn es mir schwer fällt.

        Freundliche Grüße von Frau M.

        1. Liebe Frau M.
          Weshalb sollen Tiere keine Chance haben, ins Paradies zu kommen? Auch wenn etliche Theologen solche Behauptungen aufstellen – es ist immer dasselbe Problem: weil sie blind am Buchstaben klammern, entsteht der Wissenswahn.

          In Offb 19,11 erscheint der Sohn Gottes auf einem weißen Pferd. Nur ein Symbol? In Röm 8,21 heißt es, dass die ganze Schöpfung frei werden wird von der Sklaverei der Vergänglichkeit und auch ihr die herrliche Freiheit der Kinder Gottes geschenkt wird. Lesen Sie doch einmal 4.Mose 22,28. Gott verlieh einer Eselin Sprache und Intelligenz: sie konnte sich beim Propheten über die üble Behandlung beschweren. Wie kann man da behaupten, dass Tiere keine Seele hätten? Offensichtlich hat Gott Freude daran, ihnen Sprache und Geist zu verleihen.

          Ich habe festgestellt, dass in der Tierwelt auch viel Humor und Herzlichkeit zuhause ist. Schauen Sie doch einmal auf youtube Filme über Tierfreundschaften an. Viele Menschen haben festgestellt, dass manchmal ein Tier ein besserer Freund sein kann als ein Mensch. Auch die Bibel berichtet davon im wunderschönen Gleichnis des Nathan: „der Arme hatte nichts als ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit seinen Kindern. Es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er hielt’s wie eine Tochter.“ (2.Sam 12,3) Und Sie, liebe Frau M., waren nun einmal nicht mit einem Lamm, sondern mit ihrer Katze aufs innigste freundschaftlich verbunden. Genauso kann ein Hund ein treuer und liebenswerter Freund des Menschen sein. In der damaligen Kultur war das offensichtlich noch nicht üblich, denn in der Bibel wird über Hunde eher negativ berichtet. Doch Gott und seine Schöpfung sind viel größer als die Kultur. Die Schöpfung, und gerade die Haustiere sind ein Geschenk Gottes an die Menschen und er mag es sehr, wenn wir lieb mit ihnen umgehen. (Spr 12,10)

          Wenn die ganze Schöpfung einst erlöst wird von der Vergänglichkeit, so werden die Blumen blühen in nie gekannter Pracht und wir werden auch den Tieren in einer vollkommen Form begegnen. Vielleicht wird ihnen allen sogar Sprache und Geist verliehen wie dem Esel des Bileam – vielleicht auf dem Niveau von kleinen Kindern. Das wäre doch etwas, was sich viele Gläubige wünschen würden. Erfüllt nicht Gott gerne die Wünsche seiner Kinder, wenn sie gut sind?

          Noch ein Wort zur Hörbibel: ich rate eher davon ab, lange Bibeltexte am Stück zu hören, da nicht alles bekömmlich ist und sofort durch tiefergehendes Nachdenken richtig eingeordnet werden kann. Diffuse Berieselung macht wenig Sinn und lässt bei vielen Hörern eher unangenehme Gefühle zurück. Auch würde ich eine sprachlich schöne Übersetzung wählen wie z.B. die Neue evangelistische Übersetzung von Karl-Heinz Vanheiden, die kostenlos zum Download verfügbar ist. (https://www.xn--audiobibelne-olb.de/) Nur bestimmte Texte eignen sich zum Anhören und Auswendiglernen, besonders Psalm 103, 104!. Es empfiehlt sich, zum Anhören Software zu verwenden wie den VLC-Media-Player, bei dem man (über „Ansicht/erweiterte Steuerung) Anfang und Ende des Textes festlegen kann und dann über die rechte Maustaste „Wiederholen“ zu wählen. Auf diese Weise werden Sie wieder ungetrübte Freude an biblischer Weisheit haben.

          Liebe Schwester M., Ihre Beiträge sind nicht „zu krass“, sondern ehrlich und für ähnlich betroffene Geschwister hilfreich.

  5. Wo kann ich wohl das Gebet „Barmherziger Gott, unerträglich ist dein Zorn, welchen du allen mutwilligen Sündern dräuest …“ finden?
    Danke schön

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