Gesetz der 50-jährigen

Ein Mechanismus, der von Noll und Bachmann beschrieben wurde [1] und der plausibel erklärt, warum sich Gemeinden und noch viel mehr fromme Verbände und Institutionen so oft und so lange gegen dringend notwendige Reformen sperren bzw. Gläubige, die sich darum bemühen, anfeinden und entmutigen („Semmelweis-Reflex„).

Wer sich zu einer Reform entschließt, hat mehrere schwierige Jahre durchzustehen. Man hat mit Widerständen zu rechnen, mit dem Vorwurf, warum man es bisher falsch gemacht hat und mit Einbußen an Ansehen bei den Uneinsichtigen. Etliche werden abwandern, neue Leute müssen hinzugewonnen werden.

So mancher Leiter, der um die 50 ist, erkennt, dass er selbst von einer Reform nicht mehr profitiert. Die Früchte wird erst die nächste Führungsgeneration ernten. Also lohnt es sich für ihn privat weitaus mehr, wenn er weitermacht wie bisher. Manchmal heuchelt er Einsicht und betätigt sich auch etwas, damit ihm nicht vergeworfen werden kann, er täte nichts. Aber die „radikale Operation“, die lebensrettend für das Unternehmen wäre, will er nicht. Mit etwas Glück wird er die Katastrophe selber gar nicht mehr erleben.


[1]  (Peter Noll, Hans Rudolf Bachmann, Der kleine Machiavell. Handbuch der Macht für den alltäglichen Gebrauch, Zürich, München, 1999, S.23.)

 

Artikel aktualisiert am 31.12.2018

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