Böses tun ist nicht so schlimm wie böse sein !

Manchmal fordern Machtmenschen in der Gemeinde die Gläubigen dort auf, einzelnen Gläubigen, die Schreckliches durch religiösen Missbrauch erlitten haben und nun vor Gefahren warnen wollen, nicht zuzuhören und nicht zu glauben, “weil sie keine überzeugende Ausstrahlung hätten.”

Nun, es mag wahr sein, dass ein Mensch in der Gemeinde, der dort seine Macht missbraucht, eine attraktive freundliche Ausstrahlung hat – weitaus attraktiver als der Eindruck eines gequälten Menschen, der darum ringt, trotz aller Verletzungen fair und liebevoll zu bleiben und oft genug versagt, weil sich die grauenhafte Vergangenheit immer wieder in den Vordergrund drängt.

Bonheoffer schrieb im ersten Kapitel seines Werkes “Ethik”, dass das Böse-Sein schlimmer sei als die böse Tat, dass es schlimmer sei, wenn ein Lügner die Wahrheit sagt, als wenn ein Liebhaber der Wahrheit lügt.

Dann liegt doch die folgende Frage auf der Hand:

Da gibt es einen Gläubigen in der Gemeinde, der sehr beliebt ist und eine positive Ausstrahlung hat, aber zugleich immer wieder Macht missbraucht in der Gemeinde und immer wieder einzelne Menschen damit verletzt und schädigt, ohne etwas zu bereuen oder zu reparieren. Ist sein Verhalten nicht viel schlimmer und bösartiger, als wenn jemand, der vor diesen Machenschaften in einer fairen und brüderlichen Weise warnen möchte, angesichts seiner Ohnmacht und der Verzweiflung darüber einmal unfreundlich oder gar wütend wird ?

Das Neue Testament berichtet, dass die Märtyrer Gott anflehen: “Wie lange dauert es noch, bis du unser Blut an den Bewohnern der Erde rächst und sie richtest?“ (Offb 6,10) Man könnte sich vorstellen, dass jetzt manch bibelfester Theologe entrüstet Einspruch erhebt: “Was seid ihr doch für schlechte Christen! Steht nicht geschrieben, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Und nun habe ihr den Wunsch nach Rache, ihr undankbaren Schalksknechte , denen doch selbst so viel vergeben worden ist! Wie seid ihr doch aggressiv und voll Hass !” Dieser Tadel erscheint zweifellos auf Bibelstellen festgegründet. Ein hochmoralischer Einwand! Doch lautet so auch die Antwort Gottes? Sie wird uns berichtet: „Habt noch eine kurze Zeit Geduld! Erst muss noch eine bestimmte Zahl ihrer Glaubensgeschwister so wie ihr getötet werden.” Das Maß der Bosheit muss voll werden. (1.Mo 15,16)

Wir sind davon überzeugt, dass Gott den Wunsch nach Gerechtigkeit, nach Bestrafung unverbesserlicher Bosheit versteht, wenn das Leid so schwer ist und die Gemeinheit so groß. Wir glauben, dass auch das Leid der Gläubigen, deren Seele und Leben durch giftige Theologie zerstört wurde, schwer wiegt vor Gott ! Es ist eben die Frage, wie mitfühlend Gott ist, ob er den, der nach Gerechtigkeit schreit, ein zweites Mal mit Bibelstellen verwundet, oder ob er diesen Wunsch versteht.

Artikel aktualisiert am 25.04.2018

4 thoughts on “Böses tun ist nicht so schlimm wie böse sein !”

  1. Lieber Bruder Benignus,

    Ihren so tröstlichen Beitrag finde ich erst heute nach 11 Monaten. Herzlichen Dank dafür!

    Inzwischen kenne ich nämlich sogar gläubige Christen, die nur an „das Böse“ aber nicht an den Teufel glauben. Man kann es ihnen auch nicht beweisen. – Wie viele Jugendliche halten den Teufel für eine Märchenfigur, vor der man sich ein bisschen gruseln kann und bezeichnen sich sogar als Satanisten, ohne zu ahnen, dass sie sich damit in die Klauen des Bösen begeben.

    Dass er wirklich existiert, habe ich zum 1.Mal bemerkt, als ein Mensch, der mir unendlich viel bedeutet hat und der mir im Alter eine gewisse Stütze gewesen wäre (kein Partner aber ein sehr guter Freund), vor mehr als 7 Jahren über Nacht unerwartet verstorben ist. – Ich war damals sehr böse auf Gott – ja, leider – und von da an ging es mit mir in jeder Beziehung steil bergab. Inzwischen hat mir das sehr Leid getan. Es geht mir gerade gesundheitlich ziemlich schlecht u. ich fürchte mich vor dem Ende, weil ich ganz allein bin. Mehr will ich aber nicht erzählen, verbrauche zu viel Platz und belaste Euch mit Arbeit. – Ich glaube nicht mehr, dass Gott mich aufgegeben hat; ein paar Jahre lang hatte ich wirklich dieses Gefühl, jetzt nicht mehr.
    Der verstorbene Freund war ein Esoteriker. Er hat zwar an Gott und an Jesus geglaubt, hatte aber große Vorliebe für indische Lehren und sprach oft von Energien, Lichtwesen und halt über das ganze esoterische Zeug. – Sollt er deshalb verloren gegangen sein, wäre es schade. Er war ein einmalig guter Mensch, hat der Jugend nahe gelegt, sich von diesem Alles-Haben-Wollen u. immer das Neuste und Beste fernzuhalten und an die Umwelt zu denken. Er hat ein einfaches Leben geführt, war Pazifist und setzte sich für Menschenrechte ein. Sein viel zu früher Tod (58) war ein trauriger Verlust für unsere ganze Stadt. Ich denke oft an ihn und wo seine Seele jetzt wohl sein mag.

    1. Liebe Schwester M.
      Nein, Sie schreiben uns nicht zu viel. Ihre Briefe sind ein wichtiger Beitrag. Besonders hat mich gefreut, dass Sie geschrieben haben, dass es Ihnen jetzt viel besser gehen, dass Sie die Angst überwinden konnten, dass Gott Sie aufgegeben hat. Damit machen Sie auch anderen Mut, die ähnliche Ängste haben. Machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Freund. Er hatte viel Empathie und machte sich viele Gedanken um das Wohlergehen seiner Mitmenschen. Solche Menschen stehen dem Herzen Gottes ganz nahe. Lesen Sie doch einmal Matth 25,31 ff. Da finden Sie die Antwort. Auch Sie haben das Geschenk eines mitfühlenden Herzens erhalten. Gott liebt alle Menschen, auch die bösen, aber die mitfühlenden Menschen liebt es noch viel mehr. „Freuen dürfen sich die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matth 5,7)
      Lieben Gruß
      Bruder Benignus

  2. Liebe Frau M,
    Die Bibel nennt als Verursacher und Quelle des Bösen gottfeindliche Personen wie den Satan und seine Dämonen, die in der unsichtbaren Welt zuhause sind. In unserem Texten „Irrlehre“ wird darauf unter Punkt 8 (Biblisch unanfechtbare Argumente) mit dem Begriff „finstere Mächte“ Bezug genommen. (https://matth2323.de/irrlehre/#biblisch) Wir haben keinen Grund, an der personhaften Dimension des Bösen zu zweifeln. Es gibt soviel extrem Böses und exzessiv Gemeines in der Welt, das sich schwer aus dem Selbsterhaltungstrieb allein erklären lässt. Natürlich geschieht vieles Destruktive auch, weil sich jemand bedroht oder übervorteilt sieht und meint, die Aggression, die andere ausüben, seinerseits mit Aggression zurückweisen zu müssen. Wie oft zu sehen, kann Aggression aber auch die Situation verschlimmern. So mancher sinnloser Nachbarschaftsstreit hat über Jahrzehnte die Nerven, das Geld und die Lebensfreude der streitenden Parteien zerfressen. Davor will Jesus uns bewahren. Er wünscht, dass seine Jünger auch dem, der unfreundlich ist, mit Liebe antworten können, um ihn auf diese Weise zur Liebe einzuladen. Die innere Stärke dazu will er ihnen schenken. So manche Feindschaft ist auf diese Weise schon eingeschlafen, ja unversehens ist manchmal sogar Freundschaft daraus entstanden. Nicht nur das Böse steckt an. Auch Liebe kann ansteckend wirken. Das ist die gute Nachricht.

  3. Was mich wundert, dass hier niemals Satan erwähnt wird. BITTE, sagt nicht, der Teufel existiere nicht. Er existiert sehr wohl. Ich glaube nicht, dass ich unter Verfolgungswahn leide. Aber als ich die katholischen Sakramente empfing, „begegnete“ mir S. ziemlich oft gleich, nachdem ich ´mich aus dem Kirchentor auf die Straße begab. Z.B kam mir eine Gruppe Halbwüchsiger entgegen, die mir üppig genau vor die Füße spuckten … wohl aus Verachtung einer älteren Person gegenüber. Gerade vorher hatte ich bei der Beichte die Absolution empfangen. Im ersten Moment war ich empört über dieses Verhalten, dann dachte ich, ‚ruhig bleiben, nicht zornig werden … ist verboten (ja ja, Zorn soll eine Todsünde sein, obwohl er ein destruktives Gefühl und gar nicht angenehm ist). Das war nur EIN Beispiel. Habe viele erlebt.

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