Berichte

N.B. – 03042018

Ich bin schon in ihr, in der Hölle. Der Hölle auf Erden. Gepeinigt von schrecklicher Angst und Depression wache ich jeden morgen um halb 5 auf und der Alptraum beginnt. Euer Artikel zum Thema Hölle ließ mich aus ganzem Herzen weinen, weil ich das erste Mal das Gefühl hatte, dass mein Innerstes verstanden wurde. Ich bin noch nicht über den Berg, liege die meiste Zeit kraftlos herum und kann mich kaum mehr um meine Kinder kümmern, geschweige denn am Leben teilnehmen. Meine Seele scheint irreparabel geschädigt. Und doch wurde durch eure Worte ein Hoffnungsschimmer entzündet, der sich hoffentlich zu ausgewachsener Hoffnung entwickelt. Ich danke euch von Herzen dafür!!

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Anonymus – 17062017b

Das habe ich in einer Pfingstgemeinde wirklich erlebt. Der Prediger auf der Kanzel bat alle Kinder den Gottesdienstraum zu verlassen. Dann sagte er: „der heilige Geist wird gleich unmittelbar durch mich zu euch sprechen. Nicht ich werde etwas sagen, sondern der heilige Geist selbst wird mir seine eigenen Worte auf die Zunge legen. Deswegen müsst ihr genau zuhören. Und ihr müsste aufpassen, dass ihr nichts sagt gegen das, was der Heilige Geist durch mich zu euch sagt. Ihr könnt nur zuhören und gehorchen. Ich kann vor Kritik nur dringend warnen. Ihr wisst, was die Heilige Schrift sagt: wer auch nur ein Wort sagt gegen den Heiligen Geist, dem wird es niemals vergeben, weder in dieser Welt noch in der nächsten. Er ist einer ewigen Sünde schuldig. Das heißt konkret, wer etwas sagt gegen das, was gleich der Heilige Geist durch mich sagt, der kommt unfehlbar in die Hölle, und niemand kann ihm mehr helfen…“

Man braucht keine Phantasie um sich vorzustellen, welche monströsen und tiefen Ängste durch solche Reden entstehen können. Die Angst, den Heiligen Geist gelästert und damit eine unvergebbare Sünde begangen zu haben und nunmehr unwiderruflich der ewigen Verdamnis verfallen zu sein (Mt 12,36), ist wahrscheinlich eine der grausamsten menschlichen Angsterfahrungen – nicht nur wegen ihrer kaum noch zu steigendernden Intensität, sondern auch wegen ihrer möglicherweise jahrzehntelangen Dauer – sofern sie nicht zu einem gesundheitlichen Zusammenbruch und frühem Tod führt wie es etlichen der Betroffenen schon geschehen ist.

Die Warnung des selbstbewussten Predigers war natürlich eine Lüge. Denn die Heilige Schrift selbst sagt das Gegenteil: selbstverständlich darf auch Weissagung, d.h. inspirierte mündliche Botschaft von Brüdern diskutiert und bewertet werden. (1.Kor 14,29) Denn welche Garantie gibt es dafür, dass eine Eingebung nicht durch eigenes menschliches Denken verfälscht wurde?

Wie sind nun die Worte des Predigers zu beurteilen? Sie sind äußerst unbarmherzig und setzen manchen Hörer dem Risiko einer schweren seelischen Erkrankung aus. Gilt da nicht das Bibelwort: „es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der mit anderen unbarmherzig umgegangen ist“  ? (Jak 2,12)  Wenn wir eine Parallele zu diesem Auftritt in der Bibel suchen, so fällt uns die Geschichte von Mose ein, der mit dem Stab den Felsen schlug und dem Volk sagte: „Gott und ich werden euch Wasser geben aus dem Felsen…“ Mit den Worten „Wir, Gott und ich“ stellte Mose sich auf dieselbe Stufe wie Gott. Eine große Dummheit! Die Folge war, dass er das verheißene Land nicht betreten durfte. (Num 20,10) Anmaßendes Reden ist ungesund und vertreibt die Gnade. „Gott widersteht den Hochmütigen – aber den Demütigen schenkt er seine Gnade.“ (Jak 4,6).

Wenigstens dies müsste die Gemeinde dem Prediger vorhalten. Noch sinnvoller wäre es, ihm sofort die Erlaubnis zum Predigen zu entziehen: wie Mose ist er ungeeignet, Gläubige auf einen guten Weg zu bringen.

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Anonymus – 17062017

Ein Mädchen ging in eine Pfingstgemeinde. Dort bekehrte es sich. Gemeindemitglieder drängten es, sich nun auch taufen zu lassen. Aber das Mädchen konnte sich noch nicht dazu entschließen. Bald darauf wurde sie von einem Auto angefahren. In der Gemeinde sagte man ihr, ohne die Taufe wäre die Errettung unwirksam. Der Unfall wäre jetzt die Strafe Gottes dafür, dass sie ungehorsam gewesen sei und sich nicht sofort hätte taufen lassen. Ich traf sie später in einer anderen Gemeinde. Sie war infolge dieser Gerichtsworte sehr deprimiert und hatte Angst.

Ich sagte ihr, dass man ihr Falsches gesagt hätte. Die Behauptungen, ohne Taufe käme sie in die Hölle oder der Unfall hätte mit ihrer Taufe zu tun seien überspannt und sektiererisch. Für die Errettung ist nur der Glaube maßgeblich. (Mk 16,16b) Die Taufe ist eine hilfreiche Form des Zeugnisses, aber nicht heilsnotwendig. Gott ist Liebe und Christen sollen seiner Weisung aus Liebe und Vertrauen und nicht aus Angst folgen. (1.Joh 4,18a) Ich riet ihr eine Gemeinde aufzusuchen, die ein gesundes, vertrauensförderndes Evangelium verkündet. Sie folgte meinem Rat und wechselte die Gemeinde.

Leider tauchte der Jugendleiter der Pfingstgemeinde bald bei mir auf und griff mich hart an. Er schrie, wir werden dich verklagen, das ist üble Nachrede, wir werden dich fertigmachen und ähnliches. Ich sagte ihm ruhig, dass ich Christ sei und Christen einander nicht vor Gericht zerren sollten. (1.Kor 6,1) Aber er könne sein Anliegen den Ältesten meiner Gemeinde vortragen und ich würde dann auch Rede und Antwort stehen. (2.Kor 4,1-2) Darauf sagte er nur das kurze Wort „Idiot“ (Mt 5,22) und liess mich stehen. Ich bin nur froh, dass das Mädchen sich von dieser Pfingstgemeinde hat lösen können, in der doch sehr starker Druck auf sensible Gemüter ausgeübt wurde.

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Anonymus – 24052017

Als Kind lernte ich schnell den ‚Chamäleon‘ -Glauben, um in einer christlich-dogmatischen Familie mit Patriarchenvater zu überleben. Bis 15 schlug mich mein Vater bei jeder Übertretung … mit der Begründung, dass ‚wer seinen Sohn liebt, der züchtigt ihn!‘.

Als ich mit 15 endlich größer als er war und ich innerlich spürte, dass dies Misshandlung war und nichts mit Liebe zu tun hatte, griff ich ihm in den Arm und hielt den Gürtel auf halbem Weg auf. „Du schlägst mich nie wieder … sonst schlag ich zurück!“ schrie ich. Mit offenem Mund ließ mein Vater den Gürtel sinken … und ich rannte zitternd aus dem Badezimmer und in meine wachsende Freiheit.

Ich kann diese Lieder in Gemeinden nicht mitsingen, wo beschrieben wird, wie wir in Gottes Vaterarme rennen. Die Arme meines Vaters nutzte er nicht um mich zu umarmen. Dies prägt bis heute mein Gottesbild.

Erzieh dein Kind mit Liebe…nicht mit Gewalt.

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Anonymus-17052017

Was gaben mir bibeltreue Gemeindelehrer in meiner Jugend in den 70er-80er Jahren mit auf den Weg?  Im wesentlichen einen Glauben an die Unfehlbarkeit aller Bibelworte, und einen ebenso starken Glauben an die Unfähigkeit und Unzuständigkeit des Verstandes in Glaubensdingen.

Schon als Kind wurde ich in Bibelstunden und Gottesdiensten mit einem furchterregenden Gott konfrontiert, der dereinst alle Menschen – mit Ausnahme der Erwählten, die sich ihm gehorsam unterwarfen – zu ewiger, unaufhörlicher Qual in der Hölle verurteilen würde. Was dieser Gehorsam beinhaltete, wurde uns mit Hilfe der Begriffe „Heiligkeit, völlige Hingabe, absolute Reinheit“ in einer fordernden Weise erläutert, was mir langfristig gar nicht gut bekam.

Den Verstand durfte ich nicht fragen, als das Gewissen begann, mich zu überfordern und zu erpressen – man konnte aber die Ältesten und andere Gläubige fragen, die ihre Meinung für maßgeblich hielten. Da sich Bibelworte widersprachen, konnte es auch nur Meinungen geben. Es wurde immer viel von Gewissheit geredet, aber ich hatte sehr bald keine mehr.

Im Gegenteil: meine Angst vor Verlust der Liebe Gottes wurde immer größer, die Angst vor einem Gott, der auch bei geringem Anlass schnell zum Zorn gereizt erschien. Eines Tages verlor ich die Hoffnung ganz und hatte nur noch Angst vor der Hölle: mehrere Jahrzehnte lang. Ich verlor meine Arbeitsfähigkeit endgültig und damit sämtliche Zukunftsperspektiven. Mein Leben war kaputt. Als psychisch Schwerbehinderter erhielt ich eine kleine Erwerbsunfähigkeitsrente. Meine Eltern mussten sich vorrangig und ständig um mich kümmern, so dass meine Geschwister zu kurz kamen und Abneigung gegen mich und die Eltern entwickelten. Bis heute sind die Beziehungen schwer gestört.

In den Gemeinden der ev. Allianz wird mein Schicksal als privates, selbstverschuldetes Problem betrachtet. Wer überempfindlich auf Theologie reagiert und alles für bare Münze nimmt, ist selber schuld. Ob dieser bittere Weg mit verbesserter Theologie hätte vermieden werden können, diese Frage scheint dort überflüssig zu sein. Dafür sind die Psychiater zuständig, von denen sich kaum einer gründlich mit Theologie befassen wird.

Heute dominiert in evangelikalen Gemeinden eine Art Wohlfühl-Theologie. Man sucht sich möglichst Ermutigendes aus der Bibel heraus und tut so, als ob es in diesem Buch überhaupt keine gefährlichen Dinge gäbe.

Für die Menschen, die durch den bibeltreuen Extremismus der 70er und 80er Jahre geschädigt wurden, fühlt sich niemand verantwortlich. Zwar haben damals Pfarrer und Gemeindemitarbeiter der Ev Allianz mit dieser Theologie Geld verdient und Vermögen angesammelt, doch Pfarrer, die heute amtieren und wieder von der Einrichtung „Gemeinde“ materiell profitieren, sehen sich für die damals schwer Geschädigten nicht zuständig.

Ebenso wenig verantwortlich sieht man sich für die Menschen, die immer noch in dubiosen „evangelischen“ Glaubensgemeinschaften aufwachsen müssen, in denen Kinder und Jugendliche mit rigoristischer Ethik traktiert werden.

So kommt es, dass das Bekenntnis zur „ausnahmslos zuverlässigen“, irrtumslosen Bibel (die Chicago Erklärung von 1978), unkommentiert und unkritisiert Grundlage der Ev Allianz geblieben ist, und dass bis zum heutigen Tag das Bemühen, Gläubige über die höchst bedenklichen Nebenwirkungen dieses Bekenntnisses zu informieren, wenig Erfolg gehabt hat.

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Anonyma-22042017

Es gibt Menschen, die nach religiösem Missbrauch selbst nicht mehr reden oder für ihre Rechte kämpfen können, sei es aus Erschöpfung oder weil sie sich suizidiert haben, vor Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung – oder sie werden als Schizophren oder mit anderen sogenannten Diagnosen in der Psychiatrie „entsorgt“. … Manfred Lück (Psychiater) hat in einem Interview gesagt: Es landen ca. 70 % wegen zwischenmenschlicher Probleme in der Psychiatrie (er schrieb das Buch „Ist ja irre, wir behandeln die Falschen“).

Ich selbst weiß auch nicht, ob ich es schaffe diesen Wahnsinn der realen Unmenschlichkeit gegen einzelne Opfer (die dann zum Psychiatriefall / Drehtürpatient werden), als Sündenböcke für schizophrene sogenannte Christen überleben werde – und ob ich es schaffe irgendwie wieder in ein halbwegs oder ganzes normales Leben zurück zu finden. Nun versuche ich den Samstag irgendwie zu überstehen, danach den Sonntag, Montag, usw. ES ist ein täglicher Über-Lebens-Kampf mit wie ich es empfinde, einer zu schweren Last und zu vielen Problemen als Baustelle (PTBS-Symptome, völliger Erschöpfung oder Hochspannung, Schlafstörung und Albträumen, ständiger Kampf mit Selbstregulierung, Suchtproblem, Fressattacken noch ohne Erbrechen, finanzieller Überlebenskampf, Einsamkeit, Messiewohnung seit der Zeit nach der Traumatisierung …, die Mauer des Schweigens aushalten wie eine seelische Folter, die mir die Luft zum Atmen nimmt, Kampf gegen Suizidvorstellungen oder dem Wunsch nach Sterbehilfe; sich fragen wo man eine kleine Insel des Weiterlebens aufbauen könnte, mit dem schweren Rucksack in der Seele im Gepäck). Leid, Leid und nochmals Leid, das man mir hätte ersparen können – aber wen interessiert es in der Gemeinde!

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Andrea – 10032017

Hallo ihr guten Schreiber.
Ich heisse Andrea, bin 42 Jahre alt und habe seit 16 Jahren eine Glaubensbeziehung mit Gott und Jesus.

Da ihr euch der seelischen Nöte und Probleme der Christenwelt annehmt, was ich sehr schön, gut und heilsam finde, möchte ich euch bitten, mir ein paar Gedanken zu meiner Not zu schreiben.

Ich leide wie ein Hund mit allem Schrecken und aller Leidenschaft an dem Wissen bzw. Lesen von der Tatsache der Verdammnis. Das ist kein neues Problem und hat sicher schon unzählige Menschen umgetrieben. Ich leide darunter, dass Jesus der einzige Weg zum Leben ist. Es ist ja wundervoll, dass es ihn gibt und was er getan hat, sein ganzes Kommen. Doch vieles, was ich in der Bibel lese, entfacht tiefe Konflikte, nie gekannte Ängste und Umtreibungen in mir. Ihr habt es gut bezeichnet… eine Art Glaubensschizophrenie. Mit der Hölle wurde schon soooo viel Horrorleid angerichtet, man denke an die kathol. Kirche usw. …

Was in mir wütet, ist folgendes: Gott möchte, dass wir alle an ihn glauben, an den Gott, den einen, der – so glaube ich – auch der reale, wahre ist. Jesus ist der einzige Weg zu ihm… er hat uns den Weg frei gemacht und der Auftrag lautet: Macht zu Jüngern alle Welt… wer nicht an den Namen Jesu glaubt, hat schon seinen Richter… also, wer nicht glaubt, ist verloren… wer Jesus hat, hat das Leben… wer ihn nicht hat, hat das Leben nicht.

Der heutige Mensch fühlt sich – zumindest bei uns – in seinem ganz natürlich angelegten Denken als frei… frei, sein Leben selbst zu gestalten und frei, zu glauben… Er möchte nicht missioniert, bedrängt werden und nicht gezwungen und genau davor habe ich eigentlich Respekt. Ich selbst bin eine „Suchende“gewesen …es war schon eine Anlage da, die es mir leicht machte, zu glauben. Ich suchte auch Halt, Sinn, Wahrheit, Antworten. Ich kenne aber Menschen, die brauchen keinen Glauben. Ich kenne Menschen, die meistern ihr Leben im Guten… sie haben keinen Sinn für den Glauben… sie brauchen es nicht – im Gegenteil, sie sehen Probleme darin.

Freiheit im Sinne von Glaubensfreiheit oder Glaubensenthaltsamkeit als Freiheit gibt es aber laut Bibel nicht… Gott und Jesus, Punkt. Das ist ein Problem für mich. Was wird mit all den herrlichen Menschen, die so viel Gutes getan haben, die sich an Liebe und Rechtschaffenheit orientiert haben, die Jesus nicht ablehnen, weil sie Probleme hatten wegen Angstmacherei oder was auch immer, sondern die den Glauben einfach nicht brauchen, keinen Draht dazu haben? Werden die nicht angenommen? Wird Jesus dann sagen: Du warst ein gut gesinnter Mensch, aber weil du nicht an mich geglaubt hast, musst du nun in die Hölle. Mein Problem ist, dass Ich das sooo ungerecht fände und brutal, wenn gute ungläubige Menschen weggeworfen würden…. Wem gelten die Seligpreisungen?…nur den Gläubigen oder den Menschen allgemein?

Gott sagt, wenn sich jemand bekehrt und ein Gerechter wird, nicht perfekt und nicht vollkommen, aber im Bemühen um das Gute, dann vergisst er die frühere Missetat. Diese Menschen gibt es doch auch – ohne Glauben… es gibt gute, friedliche Menschen. Sie möchten und brauchen keinen Glauben. Wenn Gott barmherzig, gerecht und liebend ist… wenn er ins Herz sieht, dass diese Menschen eine gute Wurzel haben in ihrer Gesinnung, dass sie ein vernünftiges Leben geführt haben, kann man sie doch nicht ins Feuer geben, weil sie nicht glauben wollten?

Meine Freundin hat null Bezug zum Glauben, doch einen in meinen Augen sehr guten Charakter. Ich käme mir vor wie ein respektloser Vertreter, müsste ich sie bekehren. Ihr Leben ist gut, ihr Gewissen ist gut, ihre Eigenschaften gut, doch zu Religion null Draht und null Bedarf. Ich fände es eine schreiende Ungerechtigkeit, wenn sie in eine ewige oder lange Strafe gehen müsste. Sie sieht bei mir, dass ich jede Menge Angst, Ernst, Druck, Nachdenklichkeit, streckenweise Fanatismus (den ich erstmal entlarven musste) aufgebaut habe… das hat doch mit dem Teufel zu tun. Wenn ich ihr sagen würde, dass ich gelesen habe, dass er der Fürst dieser Welt ist, würde sie sagen, dass ich aufhören soll, um ihre Seele zu schützen. Will man Menschen verübeln, nicht zu glauben, wenn sie von Natur aus gar keinen Draht dazu haben? Sie haben vielleicht auch gar nichts gegen Jesus, aber sie brauchen ihn eben nicht. Ist doch jedem das seine, ob und was er glaubt, so unsere Prägung.

Ich wünsche mir einen Gott, der im Gericht sagt: Du bist mir sooo wertvoll, auch wenn du nicht geglaubt hast oder gezweifelt hast oder was auch immer, hier siehst du mich wahrhaftig, ich bin real: Möchtest du mit mir kommen?“

Ich kann mitgehen, dass vom Bösen durchdrungene Menschen wie Hitler usw. in eine harte Strafe kommen, doch für immer – das ist der allertiefste Horror, den ich mir denken kann… leben und leiden in unsäglichen Qualen für immer… darüber könnte ich immer wieder zusammenbrechen. Wie soll man in einem Paradies unbeschwert glücklich sein, wenn man weiß, dass das eigene Kind, Mutter, Vater, Freund … dass man hier im Leben lieben sollte, nun in ewiger Pein zubringt?

Ich selbst habe so dermaßen monströse Ängste entwickelt mein eigenes Schicksal betreffend (werde ich es schaffen?) Jeder böse Gedanke erzeugte erneut diese Frage, dass Gott mir ein Zeichen geben müsste, damit ich Gewissheit bekomme und der Horror aufhört. Ich frage mich, ob man in dieser Pein eine Läuterung erfährt, so dass man irgendwann doch wieder eine Chance bekommt, zu leben. Ich bin ein Angsttyp, unter anderem, ne ziemlich bunte Mischung. Seit ich Bibel lese, wirft es mich jedenfalls hin und her zwischen Vertrauen und Angst… Furcht und Zittern aber auch Liebe und Vertrauen. Ich liebe Gott und Jesus auch und habe ein tiefes Band zu ihnen, doch es ist immer wieder ein Wechselbad.

So, jetzt hab ich euch wildfremden Menschen mein Herz ausgeschüttet und hoffe, dass ihr mir ein paar gute Gedanken dazu schreiben könnt. Der Mensch allgemein und diese Welt sind ja so komplex und ich hoffe soooo sehr, dass der Himmel ein barmherziges Gericht hält. LG Andrea

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Helga – 03032017

Ist das Hilfsangebot der Evangelischen Allianz Deutschland für Opfer von religiösem Missbrauch tatsächlich hilfreich? Ich kann aus 9-jähriger eigener Erfahrung nach einer 2008 erlittenen Traumatisierung zum religiösen Missbrauch (der oft auch andere Missbrauchsformen beinhaltet) folgendes sagen: Ich habe nicht den Eindruck, dass man in der Evangelischen Allianz mit diesem Thema verantwortbar umgeht. Wie will man dann weiterer Gewalt vorbeugen? Es ist dringend not-wendig, dass sich Menschen aus Kirche / Gemeinde 100 Prozent zuverlässig und verantwortlich diesem Thema öffnen, um weitere Opfer zu vermeiden, und Menschenwürde und Menschenrechte auch im christlichen Bereich zu schützen.

Die Öffentlichmachung der sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hat dazu geführt, dass endlich über dieses Tabu zumindest im Ansatz kommuniziert wird. Eine Aufklärung der gemeldeten Fälle und Hilfe für die Opfer wurde zugesprochen, wird aber in der Realität immer noch nicht ausreichend umgesetzt (Quelle u. a. http://www.netzwerkb.de von Norbert Denef).

Seit einigen Jahren melden sich immer mehr Menschen, die von „religiösem Missbrauch“ in evangelikalen Gemeinden betroffen sind. Die Evangelische Allianz Deutschland hat aufgrund von Meldungen über Machtmissbrauch und Missbrauch in anderen Formen 2016 ein Angebot für Betroffene in Form einer Clearingstelle eingerichtet. Sie hat damit bei Menschen, die durch fromme Gewalt Schaden erlitten haben, große Erwartungen geweckt.

Im Herbst 2016 habe ich die Clearingstelle kontaktiert, um endlich nach meiner traumatisierenden Erfahrung mit religiösem Missbrauch in einem baptistischen Kontext konkrete Hilfe zu bekommen. Der oder die Clearingbeauftragte tätigt in solch einem Fall maximal drei Anrufe zu Personen, die der Betroffene benennt, um dem Missbrauchsvorwurf nachzugehen. Nur drei Anrufe? Was soll das!

Wer sich umfassend mit dem Thema Missbrauch / Gewalt in verschiedenen Formen mit Hilfe der Fachliteratur und anderer Quellen befasst hat, dem ist auch bekannt, das „Misshandler“ und das soziale Umfeld (Mitläufer, Wegseher) nicht an einer Auf-Klärung interessiert sind, und daß das „Gesetz des Schweigens“ immer noch im christlichen Umfeld vorherrscht.

Die deprimierende Erfahrung, bei der Suche nach Hilfe immer wieder gegen endlose Mauern des Schweigens zu stoßen, ist re-traumatisierend und kostet Betroffene viel Kraft, die sie eigentlich zum Überleben und zur Gesundung brauchen.

Fakt ist: es gibt nach wie vor keine nennenswerte Unterstützung für Opfer von religiösem Missbrauch. Ein stabiles konkretes Netzwerk der Hilfe fehlt völlig. Zudem gibt es zu wenig Traumatherapeuten, die sich mit Traumatisierung im religiösen Kontext (= post-religiöses-Trauma bzw. post-cult-trauma im Englischen) auskennen. Es ist auch generell sehr schwer Therapeuten zu finden, da diese oft keine neuen Patienten mehr annehmen, weil die Kapazitäten erschöpft sind. Wohin soll sich also ein Opfer von massiven traumatisierenden Grenzverletzungen wenden? Das Angebot der Allianz in Form einer Clearingstelle und maximal drei Anrufen ist keine angemessene und ernstzunehmende Hilfe.

Außerdem: ist es eigentlich nicht selbstverständlich, dass Opfer des religiösen Missbrauchs genauso wie Opfer sexueller Gewalt aus einem Hilfsfond entschädigt werden, sofern sie durch die gesundheitliche Schädigung sozial abrutschen und nicht mehr arbeitsfähig sind? Bis heute ist es so, dass durch religiösen Missbrauch Geschädigte auch die finanziellen Folgen allein zu tragen haben.

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Artikel aktualisiert am 12.02.2020

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